Immer mehr Paare und alleinstehende Frauen, die sich Kinder wünschen, wenden sich den Techniken der assistierten Reproduktion zu. Daher werden diese Techniken ständig verbessert und weiterentwickelt. Aber nicht nur die Methoden selbst werden ständig weiterentwickelt, sondern auch neue Technologien auf dem Gebiet der assistierten Reproduktion. Eine dieser Technologien ist MicroSort.
Was ist MicroSort(R)?
MicroSort ist eine Technik zur Trennung von Spermien auf der Grundlage der enthaltenen Geschlechtschromosomen. Sie wurde in den 1980er Jahren in den USA entwickelt. Ursprünglich wurde sie nur zur Trennung von Bullensperma verwendet und kam daher ursprünglich in der Rinderzucht zum Einsatz. In den 1990er Jahren wurde die Technologie vom Genetics and IVF Institute in Virginia, USA, auf menschliche Spermien übertragen.
Biologische Grundlage
Der menschliche Chromosomensatz enthält 23 Chromosomenpaare, also insgesamt 46 einzelne Chromosomen. Die fertigen Keimzellen enthalten jedoch nur die Hälfte des Chromosomensatzes, d.h. nur eine Kopie jedes Paares. Die weiblichen Keimzellen werden Eizellen und die männlichen Keimzellen werden Spermien genannt. Nach der Befruchtung verschmelzen die Kerne von Ei- und Samenzelle, so dass der Embryo wieder einen vollständigen Chromosomensatz hat. Jedes Chromosomenpaar ist normalerweise identisch, bis auf das letzte Paar, die Geschlechtschromosomen. Bei der Mutter besteht dieses Paar aus zwei X-Chromosomen. Wenn der Chromosomensatz bei der Bildung der Geschlechtszellen geteilt wird, enthält jede Eizelle noch ein X-Chromosom. Dieser Vorgang wird Meiose genannt. Beim Vater hingegen besteht das letzte Chromosomenpaar aus einem X- und einem Y-Chromosom. Die Spermien tragen also entweder das eine oder das andere. Wenn die Eizelle von einem Spermium mit einem X-Chromosom befruchtet wird, ist das biologische Geschlecht des Embryos weiblich; wenn es ein Y-Chromosom hat, ist es ein Junge. Das Sperma eines Mannes enthält immer ungefähr die gleiche Anzahl von Spermien beider Geschlechter.
Die MicroSort(R)-Technologie
Das X-Chromosom ist deutlich größer als das Y-Chromosom. Diese Eigenschaft wird bei MicroSort genutzt, um die Spermien der verschiedenen Geschlechter zu trennen. Zuerst werden die Spermien aus der Samenflüssigkeit extrahiert und in ein neues Medium gegeben, das Proteine enthält. Außerdem wird eine fluoreszierende Substanz hinzugefügt. Danach folgt eine Inkubationszeit, damit die Spermien die Substanz aufnehmen können. Die gesamte Mischung wird dann in ein Durchflusszytometer gegeben. Dieses Gerät ist für die Auftrennung der Chromosomen zuständig. Es verwendet einen Argonionenlaser, um jede Zelle einzeln zu beleuchten. Durch die Behandlung mit der fluoreszierenden Substanz leuchten die Samenzellen auf. Da Spermien mit einem X-Chromosom mehr genetisches Material enthalten, leuchten sie schneller und intensiver auf. So kann die Maschine die Zellen nach ihrem Geschlecht unterscheiden und trennen. Die Spermien werden dann von einem Labortechniker unter dem Mikroskop untersucht und ihre Beweglichkeit wird beurteilt. Die Zellen bleiben in einem Nährmedium, um zu verhindern, dass sie "verhungern". Mit einem Fluoreszenzmikroskop kann auch beurteilt werden, ob sich die Spermien ausreichend getrennt haben. Die X-chromosomalen Spermien leuchten rot, während die Y-chromosomalen Spermien eher grün leuchten. Mit dieser Technik liegt die Chance, bei einer IVF mit weiblichen Spermien ein Mädchen zu bekommen, bei etwa 93%, und die Chance, bei einer IVF mit männlichen Spermien einen Jungen zu bekommen, bei etwa 73%.
Warum MicroSort(R) verwenden?
In der Viehzucht liegt es auf der Hand, warum man eine solche Technik anwenden sollte. Wenn du zum Beispiel Milchkühe besitzt, möchtest du natürlich lieber weibliche Nachkommen haben. Bei Menschenbabys ist die Situation ethisch viel fragwürdiger. Aus medizinischer Sicht gibt es jedoch einen wichtigen Grund. Viele Erbkrankheiten werden in X-chromosomaler Weise vererbt. Ein prominentes Beispiel ist die Duchenne-Muskeldystrophie, bei der sich das Muskelgewebe nicht ausreichend regenerieren kann und sich nach und nach in Bindegewebe verwandelt. Die Patienten erreichen oft das 20. Lebensjahr nicht. In solchen Fällen befindet sich der Gendefekt auf dem X-Chromosom, in der Regel auf dem der Mutter. Die Mutter selbst hat die Krankheit jedoch nicht. Sie hat zwei X-Chromosomen, aber die Körperzellen nutzen immer nur eines davon. Das zweite X-Chromosom wird bei Frauen nur selten genutzt und bildet die sogenannten Barr-Zellen. Wenn eines der beiden X-Chromosomen defekt ist, erkennt der Körper dies und verwendet das gesunde X-Chromosom. Erst in den Keimzellen sind wieder beide X-Chromosomen vorhanden. Das bedeutet, dass die Eizelle auch das defekte X-Chromosom enthalten kann. Wenn ein weibliches Sperma zur Befruchtung verwendet wird, bricht die Krankheit nicht aus, weil das Mädchen einfach das gesunde X-Chromosom verwenden kann. Das Y-Chromosom ist viel kleiner und braucht immer zusätzliche Informationen vom X-Chromosom. Da männliche Nachkommen aber nur ein X-Chromosom haben, muss der Körper dieses verwenden, auch wenn es defekt ist. Deshalb treten X-chromosomale Krankheiten fast immer bei männlichen Nachkommen auf. Die Spermienauswahl kann das Auftreten solcher Krankheiten verhindern.
"Mit dieser Technik liegen die Chancen auf ein Mädchen bei 93% und auf einen Jungen bei 73%."
Nachteile der MicroSort(R)-Technologie
Die Debatte über Designerbabys ist mindestens so alt wie die IVF selbst. Da die Methoden der künstlichen Befruchtung immer weiter fortschreiten, gibt es immer mehr Möglichkeiten, die Eigenschaften des Kindes sozusagen auszuwählen. Das ist ethisch sehr fragwürdig, wenn man sieht, wie in Ländern wie China weibliche Embryonen abgetrieben werden, weil Jungen mehr Wertschätzung erfahren. Um geschlechtsspezifische Diskriminierung zu verhindern, sind auch die Methoden der Spermientrennung fast überall verboten.
Umfragen haben jedoch gezeigt, dass die meisten Familien einen Jungen als Erstgeborenen in der Familie haben wollen. Danach soll jedoch die kleine Tochter folgen. Die Studie wurde von Dr. Roberta Steinbacher von der Cleveland State University in den USA* durchgeführt. Sie befürchtet, dass eine Nation von kleinen, harten Sternen entstehen wird**. Die Methode wäre wahrscheinlich sogar bei der Bevölkerung beliebt.
Außerdem kostet ein solcher Eingriff etwa 3.400 US-Dollar. In diesem Preis ist aber die IVF selbst nicht enthalten. Natürlich kann es vorkommen, dass mehrere Versuche für eine erfolgreiche Befruchtung nötig sind. Das bedeutet auch, dass die Trennung eventuell mehrmals durchgeführt werden muss.
Wann und wo ist die Spermientrennung erlaubt?
Aufgrund verschiedener ethischer und rechtlicher Bedenken ist die MicroSort-Technologie in allen Ländern verboten, da die FDA (Food and Drug Association) keine Zulassung für diese Technologie erteilt hat.
In allen Ländern ist die Geschlechtsselektion nur dann erlaubt, wenn eine bekannte Familiengeschichte mit X-chromosomalen Krankheiten vorliegt. Im Heimatland von MicroSort, den USA, wird die Technologie jedoch gefördert. Es gibt zwei Labore, eines in Virginia und eines in Kalifornien, die immer beliebter werden. In den USA ist es erlaubt, das Geschlecht des Babys zu wählen, wenn es in der Familie Erbkrankheiten gibt und im Rahmen des Familienausgleichs. Wenn eine Familie zum Beispiel bereits zwei Jungen hat und sich nun eine Tochter wünscht, kann diese Technik angewendet werden. Auch Kliniken in Nordzypern führen die Geschlechtswahl durch.
Grundsätzlich sollte der Kinderwunsch aber nie vom Geschlecht des Kindes abhängig gemacht werden. In Mitteleuropa gibt es in dieser Frage keinen gesellschaftlichen Druck und so sollte es auch bleiben. Jedes Kind sollte ein Wunschkind sein können, unabhängig davon, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist.
Möchtest du mehr über Gleichberechtigung in der Familie und die Wahl des Geschlechts erfahren?
Es gibt nur einen Ort in Europa, an dem die Geschlechtswahl durchgeführt werden kann. Die Behandlung mit IVF und Gentests kostet etwa 6000 EUR (ohne Medikamente) und wird mit PGT-A oder NGS (Präimplantationsdiagnostik) durchgeführt, wobei die Erfolgsquote je nach Alter bei etwa 50% liegt, was bedeutet, dass du zwei Zyklen brauchst.
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